Der Hovawart
Ein Hovawart wird auf der Straße nicht immer gleich erkannt. Besonders in der hellen, beigefarbenen Farbvariante wird dieser große, schlanke Hund gern in eine Reihe mit dem Golden Retriever gestellt. Wer allerdings genauer hinschaut, wird erhebliche Unterschiede in der Größe, dem Körperbau und der gesamten Ausstrahlung erkennen.
In der schwarzen Variante meinen viele Menschen eine gewisse Ähnlichkeit mit einem etwas schlankeren Neufundländer zu erkennen. Das ist nicht ganz falsch, weil die Neufundländer Anteile zur Zucht der Hovawarte beigetragen haben. Jedoch erkennt man schnell, dass man es ist hier mit einem ganz anderen Hund zu tun hat als mit dem gemütlichen Neufundländer.
Viele Menschen sind sich nicht bewusst, dass der Hovawart in drei verschiedenen Farbschlägen anzutreffen ist. Am ehesten wird die schwarz-braune Farbvariante, die man als schwarz-marken, bezeichnet, mit dem Hovawart in Verbindung gebracht.
Anders als ein Golden Retriever oder ein Neufundländer kommt der Hovawart nicht aus dem Umfeld der Jagd oder des Fischens, sondern wurde als vielseitig einzusetzender Gebrauchs- und Diensthund entwickelt.
Da er sich eng, stur und ausgesprochen loyal an eine Person, beziehungsweise an seine Menschenfamilie bindet, wird das schöne Tier heute auch als Familien- und Begleithund sehr geschätzt. Viele Hundehalter, die einmal einen Hovawart besessen haben, kommen immer wieder auf diese Rasse zurück.
Inhaltsübersicht
Der Hovawart in Kürze - Steckbrief
Lebenserwartung: | 12-15 Jahre |
Namen: | Hovawart |
Familie: | Pinscher und Schnauzer, Molosser, Schweizer Sennehund |
Ursprungsland: | Deutschland |
Temperament: | intelligent, wachsam, selbstbewusst, sensibel, menschenbezogen, eigenwillig, aktiv, von natürlicher Schärfe |
Farben: | blond, schwarz, schwarz-marken (Farbverteilung schwarz 15-20% aller Welpen, blond 30 %, schwarz-marken 50-60%) |
Gewicht: | Weibchen 30 kg, Männchen: 40 kg |
Größe: | Weibchen: 58-65 cm, Männchen: 63-70 cm |
Pflegeaufwand: | leicht bis mittel |
Erziehung: | mittel, Halter muss auf das Tier eingehen und Führungsstärke beweisen |
Benötigt sehr großen Auslauf: | ja |
Kinderfreundlich: | ja |
Stadtwohnung geeignet: | bedingt, wenn ausreichend Auslauf angeboten wird |
Verwendung: | Gebrauchshund, Begleithund |
Rasse, Geschichte und Entwicklung
Die Bezeichnung Hovawart weist auf die lange Geschichte dieser Rasse hin. Sie stammt aus dem mittelniederdeutschen und bezeichnet einen Hofwächter, also einen klassischen Hofhund. Früher wurde Hovawart als Hovawarth geschrieben, was die altdeutsche Sprachwurzel noch deutlicher erkennen lässt. Bereits im Mittelalter im Jahr 1220 hat der Rechtsgelehrte Eike von Repkow einen Hund beschrieben, der dem Hovawart entspricht. Lange Zeit war es üblich, im mittelniederdeutschen und süddeutschen Raum jeden Hofhund als Hovawart zu bezeichnen.
Der heutige Hovawart geht auf einen relativ isolierten Bestand von Bauernhunden im Schwarzwald zurück. Die Hundezüchterfamilie König hatte seit dem Jahr 1900 versucht, den typischen Hovawart als Rasse zu identifizieren und war dabei auf die beschriebenen Bauernhunde gestoßen. Man kreuzte später Deutsche Schäferhunde, Neufundländer, Leonberger und den Kuvasz in die Rasse ein. 1937 wurde der Hovawart als eigenständige Rasse anerkannt. Interessant sind die typischen drei Farbschläge, die nicht isoliert herausgezüchtet werden, sondern sich willkürlich über einen Wurf von Welpen verteilen. Seit 1964 sind Hovawarte auch anerkannte Gebrauchshunde. In Deutschland beschäftigen sich drei Verbände mit der Hovawart Züchtung. Die Hunde der jeweiligen Verbände unterscheiden sich teilweise etwas im Äußeren. Vielfach wird bei der modernen Züchtung auf einen sehr schlanken, langbeinigen Hund Wert gelegt, während etwas ältere Züchtungen kräftigere Exemplare hervorgebracht haben. Alle drei Verbände legen äußersten Wert auf die Gesundheit und Wesenssicherheit der Hunde. Zuchttiere müssen HD-frei sein und sich auch einer Prüfung auf verschiedene andere vererbte Krankheitsbilder unterziehen. Im Ergebnis ist der Hovawart deshalb heute ein robuster Hund, der im Verhältnis zu seiner Größe mit maximal 15 Jahren auch überdurchschnittliche Lebenserwartung aufweist.
Wesen, Charakter und Pflege
Man darf es gleich vorweg sagen: Ein Hovawart eignet sich nicht als Hund für "Stubenhocker" und desinteressierte, wenig konsequente Menschen. Hovawart-Halter sollten außerdem physisch in der Lage sein, den großen, vor allem den jungen Hund zu bändigen, denn knapp 40 Kilogramm Lebensgewicht mit entsprechender Agilität können an der Leine eine Herausforderung sein.
Der wesensfeste Hund neigt zu einer gewissen Eigenwilligkeit und ordnet sich nicht einfach unter. Er ist selbstbewusst, stark, aktiv und intelligent. Auf der anderen Seite sorgt seine Wesensfestigkeit für besondere Zuverlässigkeit und absolute Treue gegenüber einem Halter, den er als Führungsperson akzeptiert. Entwicklungsmäßig gelten Hovawarte als sogenannte "Spätzünder", die erst mit etwa 4 Jahren geistig voll ausgereift sind. Charakteristisch ist für den Hovawart, dass er als Gebrauchshund seine arteigene Widerborstigkeit nicht ablegt. Während also ein Deutscher Schäferhund meist relativ schnell und gut abgerichtet werden kann, dauert das beim Hovawart seine Zeit, denn "Kadavergehorsam" ist diesem Hund fremd, und er lässt sich kaum brechen. Auch scheint es manchmal fast so, als würde der Hovawart die Sinnhaftigkeit von Anweisungen in Frage stellen, wenn man ihn mit menschlichen Maßstäben misst. Am Ende jedoch ist seine Loyalität beim Schutz und Einsatz für seine Menschen überwältigend und von harter Unbedingtheit geprägt. Er ist einer der Unbestechlichsten unter den Hunden und gegenüber seinen Menschen einer der liebenswertesten.
Hovawarte brauchen unbedingt Familienanschluss und Nähe zu ihren Menschen. Eine Zwingerhaltung verbietet sich deshalb von selbst.
Die aktive Rasse braucht regelmäßige, ausdauernde Bewegung und Beschäftigung. Hundesportarten wie Agility kommen dem Hovawart entgegen. Da er mit einer ausgesprochen guten Spürnase ausgestattet ist, darf es auch Fährten-Training sein. Ebenso kommt eine Ausbildung zum Rettungshund in Betracht, denn viele Hovawarte klettern und springen ausgesprochen gern. Bei der Beschäftigung des Hovawarts kommt es vor allem auf die geistige Auslastung an. Der selbstbewusste kluge Hund neigt bei geistiger Unterforderung dazu, eigene kreative Aktivitäten zu entfalten, die nicht immer im Sinne des Hundehalters ausfallen müssen. Er ist neugierig und gestaltet Spiele gern nach seiner Vorstellung um. Das fordert den Halter immer wieder heraus.
Der Hovawart neigt nicht zur Unruhe und auch nicht zu Nervosität. Ausgeglichene Beweglichkeit und Aktivität kennzeichnen den Hovawart, wobei er allerdings auch sehr zurückhaltend sein kann.
Besonders glücklich macht es ihn, wenn er entsprechend seiner Herkunft als Hofwächter Haus und Hof seiner Menschen bewachen darf. Er neigt dabei nicht zu übertriebenen Bellen, gibt aber durchaus mit überzeugend tiefer Stimme Laut. Fremden begegnet er nicht aggressiv, aber zurückhaltend misstrauisch.
Einen Hovawart macht man sich nicht mit Leckerlis zum Freund. Er wird entsprechende Gaben gern annehmen, die gebende Person dennoch nicht selbstverständlich als Führung und weisungsbefugt akzeptieren.
Hovawarte weisen eine natürliche Schärfe auf. Auch deshalb bedarf dieser Hund einer konsequenten und liebevollen Erziehung, die seine Eigensinnigkeit in gesunde Schranken zu verweisen vermag. Schwächen bei der Erziehung quittiert der intelligente Hund mit entsprechenden eigenen Aktivitäten und einer guten Portion Dominanz. Dabei darf die Erziehung allerdings nicht zu hart ausfallen, denn es handelt sich um einen sehr sensiblen Hund. Mit dem typischen "Schäferhund-Drill" auf Hundeplätzen kann der intelligente Hovawart in der Regel wenig anfangen und gibt dann auch gern einmal den "Clown".
Der Jagdtrieb ist beim Hovawart nicht übermäßig ausgeprägt. Selbstverständlich stellt aber ein vor ihm flüchtendes Beutetier einen entsprechenden Reiz dar.
Der Hovawart neigt dazu, sich einer Person besonders anzuschließen. Das bedeutet nicht, dass er den Rest einer Familie nicht in seine unbedingte Treue und Zuneigung einschließt. Allerdings ist die von ihm ausgewählte Führungspersonen diejenige, die ihm tatsächlich etwas sagen darf und auf die er letztendlich hören wird.
Bei entsprechender Prägung und Erziehung ist der Hovawart ein sehr kinderfreundlicher Hund, der besonders den Kindern im Haushalt, die dem Kleinkindalter entwachsen sind, ein lebhafter und beschützender Begleiter bei allen Aktivitäten sein wird. Im Umgang mit kleineren Kindern sollten das Temperament, die Dominanz, der Schutztrieb und die Aktivität des großen Hundes nicht unterschätzt werden.
Der Hovawart hat ein langes, weiches Fell mit Unterwolle. In der Regel ist das Fellkleid sehr pflegeleicht, während der Fellwechsel-Perioden sollte jedoch regelmäßig die Bürste zum Einsatz kommen, um die entsprechende sich lösende, tote Unterwolle auszubürsten.
Typische Erkrankungen und rassebedingte Probleme
Allgemein ist der Hovawart ein ausgesprochen robuster und gesunder Hund. Dafür spricht auch die bei einem so großen Hund beeindruckende Lebenserwartung. Die entsprechenden Zuchtbemühungen der Verbände haben außerdem dazu geführt, dass typische erblich bedingte Erkrankungen wie zum Beispiel die Hüftgelenksdysplasie (HD) nur noch selten auftritt. Die Erkrankungsrate bei HD soll zurzeit unter 2 % liegen.
Manche Vertreter dieser Rasse leiden an einer Schilddrüsenunterfunktion, einer sogenannten Hypothyreose. Tückisch an dieser Erkrankung ist, dass sie entweder angeboren ist oder ernährungsbedingt hervorgerufen wird. Der Mangel an Schilddrüsenhormonen führt bei betroffenen Tieren zu verschiedenen, teilweise sehr unbestimmten Symptomen wie Apathie, Haarausfall, Schwäche, Gewichtszunahme und teilweise auch psychischen Auffälligkeiten. Die Erkrankung kann behandelt werden, indem entsprechende Hormone zusätzlich gegeben werden. Zur Vorbeugung sollte ein Hovawart ernährungstechnisch von Anfang an mit ausreichend Jod versorgt werden.
Einige Hovawarte weisen eine seltene Veranlagung für eine bestimmte Lebererkrankung auf. Lebershunt führt am Ende zu nicht mehr reversiblen Funktionsstörungen der Leber, weil sich durch die Erkrankung Veränderungen in der Struktur des Organs ergeben. Je nach der Ausprägung der Krankheit kann operativ oder medikamentös behandelt werden. Auch muss bei bestehender Erkrankung unbedingt leberfreundlich gefüttert werden. Eine leberfreundliche Diät reduziert Fett, Eiweiß, Kupfer, Eisen und verschiedene Aminosäuren wie Methionin.
Es kommen beim Hovawart bestimmte Allergien, insbesondere ernährungsbedingt vor.
Die Katarakt am Auge (grauer Star) konnte durch entsprechende Zuchtauswahl massiv zurückgedrängt werden.
Im Alter kommt es bei einigen Hovawarten durch die hohe Aktivität während seines Hundelebens zu einer Vergrößerung des Herzmuskels, einer sogenannten Myomegalie. Dabei handelt es nicht sich nicht unbedingt um eine anlagebedingte Erkrankung, sondern die Entwicklung ist mit dem menschlichen Sportlerherz zu vergleichen. Nicht immer treten dabei merkbare Symptome auf, aber es gibt auch Fälle, in denen es zu Herzrhythmusstörungen und einer ausgeprägten Herzinsuffizienz kommt. Das kann sich beispielsweise in rasselnden Atemgeräuschen, verstärkter Müdigkeit, Kurzatmigkeit und anderen Symptomen äußern.
Ernährung des Hovawarts
Mit einem Maximal-Gewicht um die 40 Kilo gehört der Hovawart zu den größeren Hunderassen. Es ist von Bedeutung, dass in diesem Zusammenhang Übergewicht vermieden wird, um das Skelett und die Gelenke des Hovawarts nicht übermäßig zu belasten. Auch das Herz-Kreislaufsystem des an sich robusten Tieres profitiert davon, wenn das Gewicht im Idealbereich bleibt.
Manche Hovawarte neigen zu Futtermittelallergien. Vielfach bekommt deshalb dem Hund eine sehr naturbelassene Fütterung sehr gut. Hier kann zum Beispiel Rohfütterung eine gute Fütterungsalternative sein. Der Nährstoffbedarf der sehr aktiven Hunde kann hoch sein. Besonders im Alter profitiert ein Hovawart deshalb auch von hochwertigen Futterergänzungen, in Absprache mit einem Tierarzt oder Tierheilpraktiker.
Fazit: Einmal Hovawart, immer Hovawart
Obwohl der Hovawart nicht zu den gehorsamsten Hunderassen zählt, nimmt seine Wesensart die meisten Hundehalter ein. Die charmante, dickköpfige und unbedingte Treue eines Hovawarts prägt sich vielfach so ein, dass eine ganze Reihe von Menschen sich immer wieder einen Vertreter dieser Rasse aussucht. Vor allem begeistert ein Hovawart Menschen, die sich einen Hund wünschen, der alles mitmacht und sie überall hinbegleitet. In der Not beschützt er sie und die ganze Familie auch noch vor bösen Menschen und verjagt Einbrecher vom Grundstück. Alle diese Hovawart-Kenner sind einhellig der Meinung, dass der Hovawart der beste Hund von allen ist.
Etwa 8 Mio. Hunde leben in deutschen Haushalten - gesorgt wird sich um die Vierbeiner wie um das eigene Kind. Mit dieser Seite möchte ich euch gern leicht verständliche Informationen rund um die Hundegesundheit zur Verfügung stellen. Zur Seite steht mir eine Tierheilpraktikerin, die das ganze fachlich abrundet.