Milben beim Hund
Milben gehören zu weit verbreiteten und sehr lästigen Arten äußerer Parasiten (Ektoparasiten), die Hunde befallen. Sie bilden eine eigene Ordnung, gehören anders als Flöhe nicht zu den Insekten, sondern zu den Spinnentieren. Gemeinsam ist den verschiedenen Arten, dass sie Blut von einem Wirtstier saugen. Sie können damit zu potentiellen Krankheitsüberträgern werden und durch die Saugtätigkeit auch die Haut des Wirtstiers beschädigen. Belastend und gefährdend für die Gesundheit des Hundes ist damit schwerpunktmäßig nicht die Milbe selbst, sondern das, was ihrer Saugtätigkeit folgen kann. Milbenbefall sollte deshalb immer gründlich bekämpft werden und stets sehr ernst genommen werden.
Inhaltsübersicht
Was sind Milben?
Die zähen Spinnentiere können so klein sein, dass sie mit bloßem Auge nicht zu erkennen sind. Hausstaubmilben sind ein Beispiel für eine sehr kleine Milbenart, die erst unter dem Elektronenmikroskop ihr wahrhaft monströses Antlitz mit Saugrüssel zeigt. Wer sich eine Hausstaubmilbe dort genau ansieht, erkennt unschwer, dass es sehr viel größere Verwandte gibt: Auch die Zecke ist eine Milbe, sie gehört zu den größten Arten und ist besonders mit Blut gefüllt kaum mehr zu übersehen.
Leider sind die meisten Milbenarten hart im Nehmen. Nicht nur, dass sie ähnlich wie Flöhe längere Zeit in einer Art Lauerstellung ohne einen Wirt auskommen. Von Zecken etwa ist dazu noch bekannt, dass sie Wäschen in der Waschmaschine bei niedrigen Temperaturen und auch erste Frostgrade erstaunlich gut und fidel überstehen.
Die praktisch überall verbreitete Hausstaubmilbe spielt im Zusammenhang mit dem Hund eine kleinere Rolle. Allerdings können Hunde wie Menschen allergisch auf den Kot dieser Milbenart reagieren und eine Vielzahl allergischer Symptome entwickeln, was einen subjektiv schweren Erkrankungszustand hervorrufen kann. Wir werden später noch genauer darauf eingehen.
Diagnostisch sind Milben vielfach wegen ihrer geringen Größe eine Herausforderung für den Tierarzt. Allerdings ist der starke Juckreiz oftmals schon ein klares Indiz. Daneben schaffen Hautabstriche ebenfalls schnell Sicherheit zur Frage, ob Milben vorhanden sind.
Typische Milbenarten, ihre Symptome und ihre Behandlung
Neben der Zecke plagen regelmäßig folgende Milbenarten den Hund:
1. Haarbalg- oder Demodex-Milben
Sie gehören mit 0,3 mm zu den mit bloßem Auge kaum erkennbaren Vertretern unter den Milben und bevölkern die Haarfolikel. Die Art ist weit verbreitet, so dass fast jeder Hund einige Exemplare beherbergt, die er unter Umständen schon bei der Geburt von seiner Mutter erhalten hat.
Demodikose
Verschiedene Umstände bewirken eine massenhafte Vermehrung dieser Milbenart, man spricht dann von einer Demodikose. Betroffen sind Hunde in einem schlechten Allgemeinzustand, der durch Mangelernährung und ein schwaches Immunsystem einen Befall von bis 80.000 Demodex-Milben pro Quadratzentimeter begünstigen kann. Die Milben übertragen Bakterien, was zu Hautveränderungen, Entzündungen und Enthaarung an betroffenen Stellen führt. Die Haut schuppt, nässt und juckt. Lokal betroffen sind vielfach der Schnauzenbereich, die Stirn, die Augenlider und die Ohren. Bleibt der Milbenbefall lokal begrenzt, ist der Milbenplage mit entsprechenden bioziden Mittel gut beizukommen. Auch die Haut heilt dann regelmäßig unkompliziert aus. Benzoylperoxid in einer Konzentration von 2-3 % hat sich bewährt.
Demodikose auf dem ganzen Hund
Ist das ganze Tier befallen, spricht man von generalisierter Demodikose. Hierbei entsteht eine schwere Allgemeinerkrankung durch die damit verbundenen bakteriellen Infektionen, die auch besonders für Junghunde und geschwächte Tieren lebensgefährliche Ausmaße erreichen können. Hier muss intensiv und lange behandelt werden, wobei antibiotische Mittel und biozide Mittel zum Einsatz kommen. Diese Form der Demodikose ist nicht schnell auszuheilen, sondern erfordert Geduld. Der Leidensdruck für betroffene Tiere ist hoch. Deshalb sind präventive Maßnahmen gegen einen so starken Befall die beste Therapie. Es sollte nie so weit kommen.
2. Räudemilben
Tatsächlich sprechen wir hier von drei verschiedenen Milbnearten, die alle die sogenannte Räude auslösen. Namentlich Grabmilbe (Sarcoptes), Haarbalgmilbe (Demodex) und sogenannte Cheyletiella Milben sind für diese Erkrankung ursächlich.
Was ist eine Räude?
Die Räude ist eine generalisierte Hauterkrankung, die sich in extrem starkem Juckreiz, in schorfigen, entzündeten, blutigen und enthaarten Hautstellen sowie Schuppen äußert. Durch das Kratzen und die Milben treten Co-Infektionen über Bakterien auf, die eine schwere Allgemeinerkrankung auslösen können. Es ist aber besonders der Juckreiz, der betroffene Tiere ganz "verrückt" machen kann und ihr Verhalten ändert. Unruhe, Aggressivität aber auch apathisches Verhalten begleiten die Räude.
Grabmilben
Beim Menschen lösen diese Milben die Krätze aus. Insoweit lässt sich gut vorstellen, was betroffene Hunde erleiden. Diese Milde bohrt sich in die Haut, um dort Eier abzulegen. Sie ist ebenfalls mit bloßem Auge nicht erkennbar.
Demodex-Milben
Diese Milben wurden oben bereits beschrieben, auch sie können bei starkem Befall eine Räude auslösen.
Cheyletiella Milben
Sie sind selten, sehr klein, verhalten sich ähnlich wie Grabmilben und sind darüber hinaus sehr ansteckend. Sie gefährden auch den Menschen.
Behandlung der Räude
Eine Reihe von Mitteln werden bei der Räude erfolgreich eingesetzt:
- Selamectin
- Ivermectin
- Seleniumsulfid
- Benzoylperoxid
- Lime Sulfur
- Amitraz
- unter Vorbehalt Moxidectin und Milbemycinoxim.
(Nur, wenn andere Mittel nicht helfen oder Unverträglichkeiten gegen andere Mittel auftreten. Starke Nebenwirkungen sind möglich.)
3. Grasmilben
Grasmilben heißen auch Heu- oder Erntemilben, was auf den saisonalen Schwerpunkt ihres Auftretens im Spätsommer hinweist. Diese Milbenart, die man nicht sieht, löst einen kaum zu stillenden Juckreiz aus, nachdem sie Stunden vorher das Tier gebissen und bereits wieder verlassen hat. Sie ist im Heu, in Gras und freien Flächen draußen unterwegs. Sie benötigt das But für ihre Nachkommen. Die beste Behandlung ist hier der Schutz des Hundes durch entsprechende Spot-On Produkte und Sprays. Besonders werden Beine und Pfoten von der Milbe angegriffen. Spätfolgen sind abgesehen von allergischen Reaktionen neben dem Juckreiz nicht zu befürchten.
4. Ohrmilben
Welpen werden von der durch Körperkontakt übertragenen Milbe der Gattung Otodectes cynotis besonders gern befallen. Man erkennt kleine bewegliche Punkte im Ohr. Außerdem wird ein braunes, krümeliges Sekret abgesondert. Betroffene Tiere leiden unter einem fast nicht mehr erträglichen Juckreiz in den Ohren. Befallene Hunde kratzen sich blutig, wälzen sich auf dem Boden und schütteln ständig ihren Kopf. Es drohen Superinfektionen durch Bakterien. Unbehandelt entstehen Ekzeme, Hämatome und Wesensveränderungen beim Hund. Mittelohrentzündungen bis hin zum Verlust des Gehörs sind ebenfalls nicht auszuschließen.
Die Behandlung sollte mit antiparasitären Wirkstoffen wie Moxidectin oder Selamectin erfolgen. Lokal kann mit dem Einträufeln von Benzylbenzoat Linderung erreicht werden. Der äußere Gehörgang sollte außerdem mit entsprechenden Ohrenreiniger-Produkten von Schmutz befreit werden, was besonders bei Schlappohren notwendig ist.
5. Nasenmilben
Hier ist Pneumonyssoides caninum aktiv, eine hierzulande eher seltene, aber beispielsweise in Skandinavien weit verbreitete Milbenart. Die cremefarbenen, beweglichen Spinnenstiere von einer Größe bis 1,5 mm verursachen durch Reizung der Nasenschleimhaut Niesen, das sogenannte Rückwärtsniesen sowie Ausfluss. Ihre Bekämpfung mit gängigen antiparasitären Mitteln ist nicht unkompliziert, sie muss regemäßig 3-Mal wiederholt werden.
Milben sind keine Bagatelle
Unbehandelt führt Milbenbefall beim Hund meist nicht nur zu einem starken Leidensdruck durch Juckreiz, sondern gefährdet die Gesundheit des Hundes in vielen Fällen auch allgemein.
Allergie als Zusatzerkrankung
Wie bei Flöhen reagieren manche Hunde auf Milbenbisse zusätzlich mit allergischen Reaktionen. Hier steigert sich nicht nur der Juckreiz, sondern auch die Reaktion des Hundes darauf. Betroffene Hunde fressen sich selbst geradezu manisch kahle, wunde Stellen und beißen sich unter Umständen blutig. Es folgen entsprechende Infektionen der Haut, die das Tier krankmachen können.
Ein entsprechender Allergie-Test beim Tierarzt schafft schnell Klarheit.
Gerade bei Milbenarten wie der Hausstaubmilbe, bei der eine Exposition kaum ganz vermieden werden kann, entsteht schnell ein fast hoffnungslos anmutender Kreislauf aus Jucken, Kratzen, Beißen und Infektionen. Hier muss neben der symptomatischen Behandlung der betroffenen Hautstellen auch an Cortsion-Gaben und Desensibilisierungsmaßnahmen gedacht werden. Bei letzteren wird der Hund über einen längeren Zeitraum über Spritzen immer wieder mit dem Allergieauslöser konfrontiert, bis sein Immunsystem im Idealfall den Auslöser nicht mehr bekämpft.
Allgemeine Maßnahmen bei Milbenbefall
Es versteht sich von selbst, das Milbenbefall im Bestfall vermieden, beziehungsweise bereits ganz am Anfang wirksam bekämpft werden sollte. Empfindliche Tiere können ganzjährig mit entsprechenden Repellent-Produkten vor einem Befall geschützt werden. Vor allem gehört aber jeder neu auftretende Juckreiz zu den Symptomen, die einen Tierarztbesuch dringlich machen. Liegt ein Befall vor, sollte auch die Tierumgebung mit insektiziden und bioziden Mitteln gründlich behandelt werden. Tägliches Saugen ist ebenso Pflicht. Wenn möglich, sollten Tierbetten ausgekocht oder bei - 18 Celsius tiefgefroren werden, um der Milbenplage Herr zu werden. Bei Hausstaubmilbenallergien ist tägliches Saugen ebenfalls sehr wichtig, und es können wie beim Menschen Schutzbezüge für die Hundebetten zum Einsatz kommen. Hartböden sind hier gesünder für das Tier als Teppichböden.
Gesunde, gut, aber nicht überernährte und angemessen gehaltene Hunde werden mit einem Milbenbefall generell leichter fertig als geschwächte Tiere.
Etwa 8 Mio. Hunde leben in deutschen Haushalten - gesorgt wird sich um die Vierbeiner wie um das eigene Kind. Mit dieser Seite möchte ich euch gern leicht verständliche Informationen rund um die Hundegesundheit zur Verfügung stellen. Zur Seite steht mir eine Tierheilpraktikerin, die das ganze fachlich abrundet.