Magendrehung beim Hund

Der Begriff Magendrehung scheucht jeden informierten Hundebesitzer sofort auf. In der Tat handelt es sich bei dieser Erscheinung immer um einen lebensbedrohlichen Zustand, der sofortige tierärztliche Hilfe erfordert. Bei der Magendrehung zählt buchstäblich jede Sekunde. Kaum ein anderer tiermedizinischer Notfall kann von einem Augenblick völliger Gesundheit so rasant in einen plötzlichen Tod des Tieres einmünden. Ein Alptraum für den Hundehalter. Jeder Hundebesitzer sollte daher die Symptome der Magendrehung kennen. Unbehandelt stirbt fast jeder Hund an diesem Notfall. Ihre Aufmerksamkeit zählt.

Was ist eine Magendrehung?

Die Möglichkeit einer Magendrehung - lateinisch auch als Torsio ventriculi oder Dilatatio et Torsio ventriculi bezeichnet - verdanken Hunde einer anatomischen Besonderheit. Im Vergleich zu vielen anderen Tieren und auch dem Menschen ist der Hundemagen nicht fest mit der Bauchhöhle verbunden, sondern wird durch Bänder in einer elastischen Position gehalten. Diese Anatomie macht den Magen sehr beweglich und hat dem Hund im Rahmen der Evolution die schnelle, schlingende Aufnahme großer Futtermengen ermöglicht. Hunde verdanken diese Anatomie ihrem Urahn, dem Wolf. Bei einer Magendrehung kommt es zu einer plötzlichen Längsdrehung des Magens um die eigene Achse. Meist erfolgt diese Drehbewegung im Uhrzeigersinn. In Folge der Drehung wird der Mageneingang verschlossen. Blutgefäße und Nerven in diesem Bereich werden abgeklemmt, weil im Magen befindliche Luft nicht mehr entweichen kann. Es wird in diesem Zusammenhang auch von einer Aufgasung gesprochen. Der tierische Organismus wird bei einer Torsio ventriculi zunehmend schlechter mit Blut und Sauerstoff versorgt. Ohne chirurgische Versorgung bricht innerhalb weniger Stunden der Kreislauf des Hundes mit tödlicher Folge zusammen.

Magendrehung beim Hund

Ursache: Veranlagung bestimmter Rassen für die Magendrehung verantwortlich

Große, schwere Rassen, deren Brustkorb tief herabhängt, sind überdurchschnittlich häufig von einer Magendrehung betroffen. Deutsche Doggen und Bloodhounds führen die Liste der Hochrisiko-Rassen an. Gute 30% beträgt bei ihnen die Wahrscheinlichkeit während ihres Hundelebens, eine Magendrehung zu erleiden. Ihnen folgen die großen Windhundrassen sowie Hütehunde mit 20% und der Irische Wolfshund mit immerhin noch 18% Wahrscheinlichkeit. Darüber hinaus deuten Studien auch eine familiäre Häufung von Magendrehungen an. Haben Elterntiere einen solchen Notfall erlitten, steigt das Risiko ihrer Nachkommen überproportional. Ältere Tiere mit stark gedehnten Magenbändern sind ebenfalls stärker gefährdet. Allerdings kommen Magendrehungen auch bei kleineren Hunderassen und sogar bei Zwergrassen vor. Niemand darf hier die Gefahr unterschätzen. Dieser medizinische Notfall kann bei keinem Hund ausgeschlossen werden.

Weitere Risikofaktoren für die Magendrehung

Tiermediziner sind sich uneinig über weitere mögliche Risikofaktoren. Das hastige Verschlingen großer Mahlzeiten, wie es durch die Fütterung einmal am Tag begünstigt wird, soll die Magendrehung fördern. Allerdings waren auch bereits Tiere betroffen, die mehrfach am Tag mit kleineren Mahlzeiten gefüttert wurden. Toben und Springen kurz nach dem Fressen sollen die Torsio ebenfalls begünstigen. Neueste Erkenntnisse halten auch das erhöhte Aufstellen der Futternäpfe für einen Risikofaktor. Stress gilt als fördernder Auslöser ebenso wie die überwiegende Fütterung von Trockenfutter, das im Magen massiv aufquillt.

Symptome einer Torsio ventriculi

Die Symptome variieren im Einzelfall.

Markant ist: Eine Magendrehung geht immer mit einem aufgeblähten Bauch einher, der sich im Laufe der Zeit geradezu trommelartig aufbläst. Klopft der Halter gegen die Bauchwand, erfolgt tatsächlich ein trommelartiges Geräusch.

Hinzu können treten:

  • Unruhe, das Tier wechselt ständig seine Position von Sitzen, Stehen, Laufen und Liegen.
  • Hängender Kopf und gekrümmter Rücken, Bauch wirkt trotz Blähung eingezogen.
  • Verweigerung der Nahrungsaufnahme.
  • Atemnot kann auftreten.
  • Drastische Erhöhung des Pulses.
  • Schock.
  • Helle Schleimhäute.
  • Starkes Speicheln.
  • Erfolgloser Würgereiz.
  • Apathie, Zusammenbruch, Bewusstlosigkeit.

Erste Hilfe bei der Magendrehung

Sie können als Halter nur eines tun: Bringen Sie das Tier sofort zum Tierarzt!
Versuchen Sie selbst, so ruhig wie möglich zu bleiben. Im Zweifelsfall suchen Sie einen Helfer, der das Fahren übernimmt oder ein bewegungsunfähiges Tier tragen hilft. Kündigen Sie Ihren Besuch mit dem Verweis auf den Notfall in der Klinik an. Halten Sie generell Öffnungszeiten und Telefonnummern von Tierärzten/Kliniken in der Umgebung bereit. Das Tier darf selbst laufen, wenn es dazu in der Lage scheint. Beruhigen Sie den Hund.

Behandlung der Torsio ventriculi

Der Tierarzt versorgt das betroffene Tier chirurgisch in Narkose, bringt den Magen wieder in die richtige Position und näht ihn zur Verhinderung einer wiederholten Magendrehung stellenweise fest. Auch bei tierärztlicher Versorgung sterben bis zu 30% der betroffenen Tiere oder müssen wegen entsprechender Folgen in Form von Organschäden eingeschläfert werden. Unter Umständen reißt die Magenwand auf, oder es kommt zu lebensbedrohenden Herzrhythmusstörungen. Manchmal dreht sich die Milz mit dem Magen mit und wird in der Folge nicht mehr mit Blut versorgt. Nur in den seltensten Fällen dreht sich der Magen von selbst und spontan wieder in die richtige Position. Darauf sollte kein Hundehalter vertrauen. Magendrehungen sind immer eine Sache des Tierarztes.

Magendrehung beim Hund vorbeugen

Es gibt keine sichere Vorbeugung gegen die Magendrehung. Als hilfreich in der Vermeidung haben sich erwiesen:

  • Füttern Sie nie ausschließlich Trockenfutter. Barfen (Rohfütterung) scheint gut in der Vermeidung zu sein.
  • Lassen Sie den Hund bis zu 2 Stunden nach der Fütterung nicht toben, nicht spielen, nicht springen, sich nicht wälzen und keine Treppensteigen.
  • Füttern Sie bevorzugt zwei-bis dreimal täglich.
  • Verhindern Sie starkes Schlingen zum Beispiel durch den Einsatz eines Anti-Schling-Napfes.
  • Vermeiden Sie Stress für den Hund insbesondere im Zusammenhang mit der Futteraufnahme.
  • Seien Sie achtsam, wenn es um das Verhalten Ihres Hundes geht.

Bedenken Sie : Die Magendrehung ist ohne Ausnahme ein medizinischer Notfall. Ihre Achtsamkeit und Ihre schnelle Reaktion können Ihrem Hund das Leben retten!

Quellen

Autorinbild
Autor: Thomas

Etwa 8 Mio. Hunde leben in deutschen Haushalten - gesorgt wird sich um die Vierbeiner wie um das eigene Kind. Mit dieser Seite möchte ich euch gern leicht verständliche Informationen rund um die Hundegesundheit zur Verfügung stellen. Zur Seite steht mir eine Tierheilpraktikerin, die das ganze fachlich abrundet.