Kommandos für Fortgeschrittene

Das sichere Beherrschen des Grundwortschatzes bildet die Basis für eine reibungslose Kommunikation zwischen Besitzer und Hund. Darauf aufbauend ergeben sich oftmals aus Alltagssituationen Anreize, weitere Kommandos einzuführen.

Hunde lernen lebenslang

Idealerweise lernt der Hund bereits als Welpe die ersten Kommandos kennen. Weiterführende Befehle kann der Besitzer mit ihm nach und nach einüben, sobald die Grundkommandos zuverlässig befolgt werden. Das Training sollte aber immer spielerischen Charakter haben und den Hund nicht überfordern: Ein neues Signalwort nach dem anderen einzuführen ist daher erfolgversprechender als den Vierbeiner mit mehreren unbekannten Kommandos gleichzeitig zu konfrontieren.

Wie viele Befehle ein Hund lernen kann, ist stark von dessen Charakter und dem Einsatz des Besitzers abhängig: Gleich wie Menschen sind Hunde unterschiedlich wissbegierig und lernfähig. Auch ältere Hunde können und sollen geistig und körperlich ausgelastet werden - mit Geduld und einem individuell auf den Vierbeiner abgestimmten Trainingsplan erzielen Hundesenioren oft beachtliche Lernerfolge.

Training für spezielle Situationen

Während die Grundkommandos im Alltag in vielen Situationen Anwendung finden, sind die Übungen für Fortgeschrittene spezifischer: Welche Befehle der Besitzer mit seinem Hund erlernen möchte, hängt von ihrem Umfeld, der Lebenssituation und den rassebedingten Vorlieben des Vierbeiners ab. Manche im Spiel erlernten Kommandos können später in abgewandelter Form dazu dienen, den Hundehalter in Alltagssituationen zu unterstützen.

Die Aufforderung zum Apportieren: "Bring"

Das Apportieren ist für die meisten Hunde eine willkommene Beschäftigung, die ihnen Bewegung verschafft und gleichzeitig die Bindung zwischen Hund und Besitzer stärkt. In der Regel apportiert der Vierbeiner ein Spielzeug, motivierte Hundehalter können das Training später auf das Bringen von Zeitungen oder Haushaltsgegenständen ausweiten, wenn der Vierbeiner an der Übung Gefallen findet.

Als erstes "Beutestück" dient am besten das Lieblingsspielzeug: Der Hund darf daran schnuppern, dann wirft es der Besitzer mit dem Kommando "Bring" einige Meter von sich - je kürzer die Entfernung am Anfang ist, desto wahrscheinlicher kommt der Hund der Aufforderung nach. Nimmt er das Spielzeug auf, lockt der Hundehalter den Vierbeiner zu sich und lässt es ihn mit dem Kommando "Aus" ablegen:

Im Gegenzug folgen überschwängliches Lob und Leckerchen als positive Bestärkung, damit der Hund die Übung nicht als "Beuteverlust" empfindet. Vergisst der Vierbeiner in der Spiellaune das Zurückbringen zum Besitzer, wird die Übung mit einem Futterbeutel ausgeführt, an dessen verlockendem Inhalt der Hund vor jedem Werfen riechen darf: Da er den Beutel nicht selbst öffnen kann, muss er ihn zwangsläufig zum Besitzer zurückbringen, um das begehrte Futterstück zu erhalten. Funktioniert auch das nicht, trägt der Hund während des Trainings eine lange Leine, an der ihn der Hundehalter heranführen kann.

Die Aufforderung, verlorene Dinge zu suchen: "Such"

Hunde verfügen über einen einzigartigen Geruchssinn; speziell Vertreter für die Nasenarbeit gezüchteter Rassen finden an Suchspielen großen Gefallen. Für den Anfang eignet sich Futter am besten als lohnendes Fundobjekt: Es kann im Haus, im Garten oder auf Spaziergängen versteckt werden, wo es der Hund nach Aufforderung erschnüffeln und als Belohnung fressen darf. Das Verstecken loser Futterbrocken im Freien birgt allerdings die Gefahr, dass der Hund in Zukunft wahllos alles Fressbare aufnimmt - um dem entgegenzuwirken, leistet ein Futterbeutel gute Dienste. Hat der Hund die Übung verstanden, darf er sein Lieblingsspielzeug suchen, das zuerst vor seinen Augen, dann außerhalb seines Blickfelds versteckt wird. Findet er das begehrte Objekt, erhält er Lob und Leckerchen als Belohnung.

Zur Unterstützung im Alltag kann der Hund mit dieser Übung auch das Suchen und Finden von Schlüsseln oder anderen leicht verlegbaren Gegenständen erlernen.

Die Aufforderung zum Stehenbleiben: "Steh"

Das Kommando "Steh" wendet man an, wenn der Hund sich ruhig verhalten, dabei aber nicht sitzen oder liegen soll: Das ist zum Beispiel bei der Fellpflege oder während der Untersuchung beim Tierarzt der Fall. Der Befehl kommt auch beim Spaziergang zum Einsatz, wenn der Hund beim Freilauf in einer potentiellen Gefahrensituation auf größere Entfernung zum Stehen gebracht werden muss. Für das Training bieten sich zwei Varianten an:

  1. Der Hund steht vor dem Besitzer, dieser hält ein Leckerchen in der Hand und gibt dem Vierbeiner das Kommando "Steh" - es sollte langgezogen ("Steeehh") ausgesprochen werden, damit der Hund es nicht mit "Sitz" verwechselt. Bleibt der Hund mehrere Sekunden lang stehen, bekommt er das Leckerchen. Möchte er sich setzen oder hinlegen, bringt ihn ein sanfter Händedruck gegen den Bauch oder die Innenseiten der Oberschenkel wieder zum Stehen.
  2. Der Hund geht neben dem Besitzer, dieser hält mit dem Kommando "Steh" plötzlich an - die flache Hand vor dem Kopf des Vierbeiners veranlasst diesen zusätzlich zum Abstoppen. Auch hier erfolgt die Belohnung mit Lob und Leckerchen, wenn der Hund einige Sekunden ruhig stehen bleibt. Klappt das gut, geht der Besitzer nach dem Kommando alleine einige Schritte weiter. Wichtig: Der Befehl "Steh" wird immer mit "Komm" oder "Weiter" aufgelöst! Soll der Hund für längere Zeit ruhig stehenbleiben, kann das Kommando mit "Bleib" und dem entsprechenden Sichtzeichen verstärkt werden.

Die Aufforderung zum Gehen nahe am Besitzer: "Fuß"

Das "Bei-Fuß-Gehen" ist nützlich, wenn der Hund an der Leine durch eine Menschenmenge geführt wird. Auch beim Freilauf ist es in manchen Situationen sicherer, den Hund nahe an der Seite zu haben.

Zu Beginn des Trainings legt der Besitzer fest, auf welcher Seite der Hund laufen soll: Beim Besuch einer Hundeschule wird er "bei Fuß" in der Regel auf der linken Seite geführt. In der Ausgangsposition sitzt der Vierbeiner auf der ausgewählten Seite neben dem Besitzer. Dieser klopft sich als Sichtzeichen auf den Oberschenkel, gibt zugleich das Kommando "Fuß" und bewegt sich langsam zwei bis drei Schritte vorwärts: Ein Leckerchen oder Spielzeug in der Hand, die dem Hund zugewandt ist, fesselt dessen Aufmerksamkeit und veranlasst ihn zum Mitgehen. Folgt der Hund dem Besitzer auf gleicher Höhe, bekommt er als Belohnung das Spielzeug oder Leckerchen. Mehrere Wiederholungen festigen das Gelernte, dabei wird die Gehstrecke zunehmend länger.

Befolgt der Hund das Kommando zuverlässig, wird das Lockmittel weggelassen - eine Belohnung erfolgt ebenfalls nur noch sporadisch. Funktioniert die Übung auch nach einigen Wiederholungen nicht, kann die Leine als Hilfsmittel dienen, um den Hund an der gewünschten Position zu halten.

Weitere Kommandos nach Bedarf

Prinzipiell kann ein Hund jedes Kommando erlernen, zu dessen Ausführung er physisch in der Lage ist - der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Manche Besitzer bringen ihren Hunden bei, sich auf Kommando zu lösen, oder nur nach Aufforderung ("Hopp!") auf das Sofa oder ins Auto zu springen. Das Pfötchengeben lernt jeder Hund rasch, es hat für den Alltag allerdings wenig Nutzen - dagegen kann es hilfreich sein, wenn ein Vierbeiner dem Besitzer beim Ausziehen der Socken assistiert oder für ihn Türen öffnet.

Für fortgeschrittene Hundehalter ist es nicht allzu schwierig, bereits bekannte Kommandos alltagstauglich abzuwandeln oder bei Bedarf neue einzuführen: Einfach aufgebaute, für den Hund leicht verständliche Übungsabläufe, positive Bestärkung des erwünschten Verhaltens und viel Geduld sichern den Lernerfolg und die Freude am Training.

Literaturempfehlung / Quellen

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Autorin Regine Schineis

"Ein Leben ohne Tiere ist möglich, aber sinnlos." So lautet das Lebensmotto der Tierpsychologin und Autorin Regine Schineis, die gemeinsam mit Mann und Tieren in der Steiermark zu Hause ist.